Nicht selten gehen die Einschätzungen über Leistungsstand, Lernentwicklung und Fähigkeiten des Kindes zwischen Lehrkräften bzw. der Grundschule und den Erziehungsberechtigten auseinander. Immer noch wird der Bildungserfolg des eigenen Kindes oft mit einer bestimmten Schule in Verbindung gebracht. Sichtbar wird dieses insbesondere beim Wechsel des Kindes von der Grundschule zur weiterführenden Schule. Wenn Wünsche und Realität auseinander gehen.
Die 4. Klasse ist für viele Kinder ein besonderes Schuljahr. Nach ihr Endet die Grundschule, Eltern und Kinder müssen sich für eine weiterführende Schule entscheiden und unter den Kindern kommt es immer wieder zur Frage „Und auf welche Schule wirst du gehen?“, mit dem Wissen, das der Sitznachbar oder gar der beste Freund nach dem Schuljahr nicht mehr an die gleiche Schule oder in dieselbe Klasse geht. Daher ist die Wahl der weiterführenden Schule für Eltern, Kinder aber auch die Schulen immer wieder eine spannende Zeit.
Mit dem Halbjahreszeugnis der 4. Klasse erhalten die Erziehungsberechtigten auch eine Empfehlung der Grundschule für die Anmeldung an der Weiterführenden Schule. Vorher finden in der Regel bereits beratende Elterngespräche über den Leistungsstand und die Lernentwicklung des Kindes statt, in denen die Empfehlung durch die Grundschule begründet und erklärt wird und abweichende Meinungen durchaus diskutiert werden können. Die Empfehlung enthält eine Benennung der aus pädagogischer Sicht geeigneten Schulform (Hauptschule, Realschule, Gymnasium). Neben den drei klassischen Schulformen (ggf. mit eingeschränkter Empfehlung) wird auch immer die Gesamtschule empfohlen.
Am Ende sind es dann aber doch nur Empfehlungen der Grundschule, die sich nicht immer mit der Einschätzung der Eltern decken und vor allem nicht bindend sind. Mit dieser Empfehlung und dem Zeugnis geht es dann zur weiterführenden Schule, um das Kind an der Wunschschule anzumelden.
Wer möchte am Ende nicht, dass sein Kind den bestmöglichen Schulabschluss erlangt. Daher ist der Wunsch, dass das eigene Kind auf ein Gymnasium geht durch aus nachvollziehbar und in der Regel sehr weit verbreitet, da das Abitur allgemein einen hohen Stellenwert hat. Und welche Kinder haben nicht den Wunsch, weiter mit den besten Freunden auf die gleiche Schule zu gehen. Aber da unsere Kinder nicht alle die gleichen Fähigkeiten und Lernentwicklung besitzen, ist es nicht verwunderlich, dass nicht jedes Kind nach der Grundschule fürs Gymnasium bzw. allgemein betrachtet, nicht alle Kinder für die gleiche Schulform geeignet sind. Ergänzt wird dieses, dass wir Eltern oft unterschiedliche Meinungen über die verschiedenen weiterführenden Schulen haben.
Um den unterschiedlichen Fähigkeiten der Kinder gerecht zu werden, gibt es in der Sekundarstufe I die verschiedenen Schulformen: Hauptschule, Realschule, Gymnasium. Ergänzt werden diese durch die Gesamtschule. Kleve besitzt von den Schulformen eine Realschule, zwei Gymnasien und zwei Gesamtschulen. Gemeinsam decken sie in der Regel den Bildungsbedarf und bieten den Kindern eine Vielfalt an Bildungsmöglichkeiten.
Auch wenn es Gesamtschulen schon seit über 50 Jahren in NRW und seit mehr als 10 Jahren in Kleve gibt, gehören sie immer noch oft nicht zur favorisierten Schulform, insbesondere wenn das Gymnasium empfohlen wird. Ermöglichen Sie doch auf der einen Seite aufgrund ihres Konzeptes möglichst vielen Schülerinnen und Schüler am Ende einen höheren Bildungsabschluss, besteht bei den Eltern aber auch Kindern oft noch Skepsis und Zweifel am System, zudem sie wie auch in Kleve oft auch allgemein den Leistungsschwächeren Kindern einen Schulplatz bieten, da es zum Beispiel die klassische Hauptschule nicht mehr gibt. Und so ist es auch nicht verwunderlich, dass immer noch oft das Abitur an einem Gymnasium hochwertiger als das an einer Gesamtschule bewertet wird. Am Ende sind es jedoch in der Regel nur unbegründete Zweifel und Vorurteile.
Das bildungspolitische Ziel einer Gesamtschule ist es, möglichst vielen Schülerinnen und Schüler aller Leistungsstärken Chancengleichheit zu ermöglichen. Gesamtschulen sind Schulen des längeren gemeinsamen Lernens, sie halten die Laufbahnentscheidung der Kinder und Jugendlichen möglichst lange offen und am Ende können die Schülerinnen und Schüler im Rahmen ihrer Lernentwicklung und ihrer Fähigkeiten alle Abschlüsse der Sekundarstufe I erwerben, einschließlich der Qualifikation für die gymnasiale Oberstufe. Jede Gesamtschule hat eine gymnasiale Oberstufe und führt somit zum Abitur. Und genau darin besteht auch unter anderem eine Stärke der Gesamtschulen. Die Schülerinnen und Schüler können in Ihren Fähigkeiten und in Ihrer Leistungsstärke wachsen und am Ende auch einen höheren Schulabschluss erreichen, als Ihnen vielleicht zu Ende der Grundschulzeit noch zugemutet wurde. Ebenso fangen sie aber auch am Ende die Kinder pädagogisch auf, die der Empfehlung der Grundschule nicht dauerhaft entsprechen konnten. Dabei ist der Vorteil der Gesamtschulen, dass die Kinder bei geänderter Leistungsstärke und Lernentwicklung nicht die Schule wechseln müssen, sondern die Schule aufgrund ihres Systems den unterschiedlichen Leistungsniveaus schafft gerecht zu werden und die Kinder von der 5. bis zur 10. Klasse gemeinsam lernen können, ohne ins Abseits einer Über- aber auch Unterforderung zu geraten. Oft bieten unsere Gesamtschulen zudem auch den Kindern eine leistungsgerechte Möglichkeit, die am Gymnasium mit dem Lernniveau nicht mehr mithalten konnten und schlicht überfordert waren.
Am Ende führen auch unsere Gesamtschulen trotz der Vielfältigkeit an verschiedenen Leistungsniveaus viele Kinder erfolgreich bis zum Abitur. Und wer nun glaubt, dass das Abitur an einer Gesamtschule weniger Wert ist als das eines Gymnasium, dem ist zu sagen – am Ende schreiben alle Kinder in NRW die gleichen Abiturprüfungen und müssen vor allem die gleichen Zugangsvoraussetzungen erfüllen, da es in NRW das Zentralabitur der gymnasialen Oberstufe gibt.
Damit die Schullandschaft weiterhin ein breites Spektrum an Möglichkeiten bieten kann, ist es wichtig, dass die Vielfalt an Schulen erhalten bleibt. Alle weiterführenden Schulen gemeinsam können den hiesigen Bedarf bereits jetzt decken und gemeinsam den Kindern bestmögliche Bildungschancen bieten. Und wenn die Grundschule mal nicht die gymnasiale Empfehlung ausspricht, wird es dafür pädagogische Gründe auf Basis der bisherigen Leistungsstärke, Lernentwicklung und Fähigkeiten geben, die wir Eltern nicht per se infrage stellen müssen. Und auch unsere Gesamtschulen können den Kindern mit gymnasialer Empfehlung beste Bildungschancen bieten.